Wanderung über den Osser

Kalt ist's, als wir uns auf den langen Weg am Osser machen. Wir parken in Lohberg (wo sind denn die ganzen anderen Autos?), gehen direkt hinter'm Parkplatz ein Stück bergauf, bis wir eine Forststraße erreichen, der wir stets parallel zum Künischen Grenzweg auf halber Höhe folgen. Es zieht wie die Sau, obwohl das Wetter prinzipiell schön ist. Aber die Temperaturen kommen nicht so richtig in die Puschen und sobald die Sonne hinter einer Wolke verschwindet, überkommt einen der Wunsch nach einer warmen Daunenjacke.

Irgendwann haben wir das Ende dieses Wegstücks erreicht und jetzt geht's hoch zum Zwercheck. Da darf durchaus der eine oder andere Schweißtropfen vergossen werden, wir sind ja nicht zum Spaß hier! Aber egal, der Blick öffnet sich, rechts unten liegt die Sumava und links schweift der Blick über den kompletten Höhenzug zwischen Arber und Kaitersberg, wo wir am Tag zuvor waren.

Das Ambiente ist wieder komplett anders als dort drüben. Granitfelsen sucht man vergeblich, wohl auch eingedenk der Tatsache, dass das Osser-Massiv aus Glimmschiefer besteht und damit offenbar im Bayerischen Wald eine geologische Besonderheit darstellt. Aber der Weg geht immer schön durch freies Gelände und die teil bizarren Baumgestalten bieten auch einen tollen Anblick. Da stellt sich sofort der Gedanke ein, wie die Stimmung hier wohl im Winter wäre, wenn der Schnee den grünen Heidelbeerteppich bedeckt und dunkle Wolken und tote Baumstämme ein nahezu unheimliches Landschaftsbild erzeugen müssen.

Aber jetzt ist erstmal Mai und langsam wird's auch wärmer! Kurz vorm Naturkino machen wir Brotzeit. Von dort ist der Osser noch ganz schön weit weg, aber das macht uns nix, der Weg ist das Ziel und für den Abend haben wir nur ein Rendevouz mit einer Pfanne voller Bratkartoffeln geplant. Kurz vorm Osser geht's dann nochmal steil hoch und es wird voll. Wir bleiben nicht lange, sondern machen noch den Abstecher rüber zum Kleinen Osser. Dort ist's um einiges ruhiger und eigentlich ist das auch der schönere Gipfel, weil keine Drahtseile, keine (geschlossene) Berghütte und kein Blick auf die Straße zur Materialseilbahn.

Wir bleiben eine Weile und dann geht's runter nach Lohberg und zurück zum Auto.