Und weil's uns gestern auf der südlichen Talseite so gut gefallen hat, gehen wir heute gleich wieder hin! Und eigentlich hatte ich auch nicht die ganze Wahrheit gesagt, als ich geschrieben hatte, dass wir unser einziges Wanderziel abgehakt hatten. Nein, es gab tatsächlich noch ein zweites. Allerdings aus Gründen, die sich nur erschließen, wenn man eines späten Winternachmittags vor Menschengedenken mutterseelenalleine im Valle dei Grumi zwischen Rumo und dem Passo Siromba unterwegs war und nicht wusste, ob man im Leben nochmal ein warmes Abendessen bekommen wird oder nicht.

Der Passo Siromba heißt auf deutsch übrigens Schrummjoch.

Wir sind damals nicht hochgekommen, haben also noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Heute passiert uns das nicht. Das Wetter ist prima, vielleicht das beste unserer Urlaubswoche. Wir gehen auf der Forststraße bis kurz vor der Klapfbergalm, schwenken dann - den Wegmarkierungen folgend - auf einen alten Wasserleitungsweg, später entlang eines Bachs steil bergan und erreichen so die Schrummalm. Den gleichnamigen See heben wir uns für den Rückweg auf und gehen schnurstracks hoch zum Schrummjoch.

Oben Pause, so sind wir das gewohnt.

Und weil wir uns noch gut fühlen, wollen wir zumindest probieren, ob wir nicht auch auf's Stübele (auf gut italienisch: Cima Stübele) kommen. Allerdings zeigt sich, dass das doch noch ein ganzes Stück zu gehen ist und auch gar nicht so einfach und bei mir schlägt dann irgendwann ein mulmiges Gefühl zu, dass sich einerseits aus einer gewissen Einsamkeit dort oben speist, andererseits aus dem wackligen Geläuf und dem erkennbar anspruchsvoller werdenden Schlussanstieg. Wir einigen uns dann drauf, doch lieber umzukehren. Nachträgliche Literaturrecherche ergibt, dass das Stübele tatsächlich einer der anspruchsvolleren Wandergipfel im Geviert ist. Ilmenspitze, Gleck oder der Walsche Berg, den wir gestern schmählich links liegen lassen haben, sind wohl etwas einfacher zu besteigen.

Aber schön war's trotzdem! Beim Abstieg statten wir dem Schrummsee noch einen Besuch ab und beobachten eine Gämsenfamilie, die weit oben auf einem Schneefeld ihren Spaß hat. Weiter unten kehren wir selbstverständlich noch auf der Klapfbergalm ein, so wie sich das gehört.

Müßig zu erwähnen, dass wir im Gelände genau einen Wanderer gesehen (nicht getroffen) haben. Beim Abstieg auf der Forststraße kommt ein Auto entgegen, hupt. Es ist der Wirt von der Londaialm, wo wir am Vortag waren. Man kennt sich halt im Ultental.