Schluchtensteig, Tag 3: Von Löffingen nach Fischbach

Wir hatten nachgeschaut: Der Bus zurück in die Wutachschlucht würde erst um zehn vor neun fahren - also konnten wir ausschlafen und in aller Seelenruhe frühstücken. Trotzdem - zehn Minuten vor der Zeit ist des Soldaten Pünktlichkeit - waren wir natürlich rechtzeitig am Bahnhof von Löffingen. Der Bus kam, hatte die richtige Nummer, wir stiegen ein, und er fuhr los. Nur leider… gleich an der ersten Kreuzung in die falsche Richtung. An der zweiten ebenso. Und auch an allen weiteren.

Zwanzig Minuten später hatte der Fahrer sein Tagwerk beendet – wir waren wieder zurück am Bahnhof. Ohne die Schattenmühle auch nur aus der Ferne gesehen zu haben. Entweder waren wir blind, oder der Fahrer kannte seinen Fahrplan nicht. Vielleicht war er auch selbst im falschen Bus gelandet oder hatte vergessen, die Nummerntafel auszutauschen.

Wie auch immer - jetzt standen wir wieder da. Und plötzlich war es auch schon in bisserl spät...

Natürlich hätten wir jetzt ein Taxi rufen können. Blöderweise hatten wir aber in der Zwischenzeit Zuwachs bekommen: Peter aus Hamburg, der unser Busfiasko geteilt hatte. Und da will man natürlich auch nicht gleich als Weichei daherkommen.

Der Weg zu Fuß zur Schattenmühle hat aber auf der Karte irgendwie mühsam ausgesehen. Also haben wir kurzerhand beschlossen, wir machen das jetzt ganz anders und gehen zur Rötenbachschlucht.

Gesagt, getan – und siehe da: Keine halbe Stunde später hatten wir unser Schicksal schon längst akzeptiert und waren hochzufrieden, dass es uns dorthin verschlagen hatte. Denn: Der "normale“ Schluchtensteigler kommt da gar nicht vorbei. Es steht in keinem Führer, wird nirgends empfohlen – und ist trotzdem wunderschön romantisch.

Später trafen wir natürlich doch wieder auf die Wutachschlucht, rechtzeitig noch vor dem äußerst fotogenen Rechenfelsen, an dem ich das zweite Mal an diesem Tag mein kleines Stativ und den Big-Stopper ausgepackt habe, um das Wassers schön weich zu zeichnen.

Vor Lenzkirch wurde es dann doch ein bisschen fad – umso glücklicher waren wir, als wir die örtliche Eisdiele erreichten. Offensichtlich kommt dort kein einziger Schluchtensteigwanderer vorbei, ohne einzukehren. Und das aus gutem Grund.

Frisch gestärkt mussten wir dann allerdings noch einen Hügel bezwingen, der sich als ganz schön sperrig erwies. Doch am Ende wurden wir belohnt: Der Wirt im Hirschen in Fischbach begrüßte uns mit einem fröhlichen „Ah, zwei verschwitzte Wanderer“ – was uns immerhin das moralische Recht auf ein frisch gezapftes Weißbier verschaffte.

Danach noch lustige Gespräche mit Wanderern aus aller Welt und ein schönes Abendessen.
Wanderherz, was willst du mehr?